Herrschaftsverwaltung

Instruktion Karls von Liechtenstein für den Feldsberger Buchhalter Jonas Hüemer, 1.9.1595

 

A         SL-HA, H1, Rückseite: Instructio eines raitmaisters oder buchhalters. Darunter: Abschrifft Jonasen Hüemers bestallung betr(effend)Abschrift einer Instruktion und Bestallungsurkunde Karls von Liechtenstein für den Buchhalter Jonas Hüemer

 

An heut dato, den ersten Septemb(ris) a(nn)o 1595 ist zwischen dem wollgebornen herrn herrn Carln, herrn von Liechtenstein, von Niclspurg etc. aineß unnd dann dem edlen unnd vesten Jonasen Hüemer andersaitß nochvolgende instruction unnd bestallung aufgericht unnd beschlossen worden.

Allß erstlichen hat wollermelter herr von Liechtenstein gedachten Jonasen Hüemer zu ainem raittmaister bestellt unnd aufgenumben, dergestallt, das er sich in seinem dienst wie ainem aufrichtigen ehrliebenden getreuen diener gebürt, erbar aufrichtig unnd vleissig verhalten deß herrn g(naden) nuz und frommen eusseristes vermügens suechen, dargegen allen nachtl und schaden warnen unnd wenden solle, alle unnd jede urbari, grundt- unnd waisenbüecher auch der ambtleut unnd diener instructionen in gueter ordnung unnd verwahrung hallten, inn sonderheit aber bei denen dienern unnd officirn, so in ambtern sizen unnd raitt(ung) führen, auch waisen sachen in verwaltung haben, darob sein das sie ire schuldige ambts raitt(ung) zu rechter, gebürlicher zeit uberantworten.

Wann ime nuhn dieselben von was orten es wölle in seinen gewallt khommen unnd ubergeben werden, soll er solche in seiner treuen verwahrung halten, ohne aufzug aufnemben, extrahiren die latera unnd summas uberraitten gegen denen urbarÿs commissionen, scheinen, quittungen unnd particularen auch ir der diener instructionen hallten unnd wo sich aines auf deß anndern raittungen lenndet unnd referiret, ob sie mit einander ubereinstimmen, gegen einander collationirn alßdann, da er sie manglhafft unnd nit genugsamb bescheinet oder unpassierliche außgaben darinnen befinden wurde, billiche unnd unverdächtige außstellung machen, solche denen officirn umb ire verantwortung zuestellen, ohne unnderlaß sollicitirn unnd mit replicirung der gebreuchig ordnung nach procedirn, doch hierinnen sich alles privat affects allso massen damit weder ainen noch dem andern theill zu khurn beschehe.

Er solle auch auf die restanzen, die man schuldig verbleibe, sein guete achtung unnd aufsehen haben, damit sie zeitlich eingebracht werden, sonderlich aber, da ÿrgendt ein diener unnd officir abzug der was in seiner raittung restirte, solches bei zeiten anzaigen, damit es durch stillschweigen nit verabsaumbt und verloren werde.

Item beÿ der wirdtschafft unnd hofhaltung solle er gleichfals zuesehen, wie gehaust unnd ob der ordnung beÿ kheller, khuchl unnd casten deß herrn g(naden) bevelch gemeß gehalten unnd durch die officirn zuverschwendung und uberfluß oder irem aignen nuz unnd vortl nit uberschritten werde, da er auch etwas ungleiches und ihrer g(naden) nachthailiges vermerkehte, deroselben zu zeitlicher fürkhunb unnd abstellung anzaigen er solle auch zu zeitten, wann es die glegenheit gibt, auf denen fleckhen unnd dörffern sein nachfrag halten, was von extra ordinari einkhommen, allß straffen fölligkheitten unnd andern gefelln auch beÿ denen pandättingen so vil müglich aigner person sein unnd zuesehen, was allda für straff unnd anderen einkhommen wierdt, solches in sein memorial woll verzaichnen unnd khunfftig, obs in raittungen einkhommen nachsehen, damit es durch die ambtleutt nit verhalten unnd verpartiert werde.

Waß ir g(naden) auch verner ime schrifft(lich) oder mündlich bevelhen werden, dem solle er, alß ainem gehorsamb treuen diener gebürt, unwaigerlich nachkhommen unnd waß sie ime in gehaimb vertrauen werden, das soll er biß in sein grueben verschwigen hallten unnd niemandts offenbaren, wie er dann solches zu thuen, ir g(naden) an aÿdts statt mit mundt unnd hanndt angelobt unnd versprochen.

Für solche seine treue dienst haben ir g(naden) ime zu järlicher besoldung zuegesagt. In baarem geldt sibenzig gulden rh(einisch), jeden derselben p(er) 60 kr. zu rechnen, dann auch für sein unnd der seinigen unnderhaltung viertzig mezen waiz ossterreichische lanndtmaß, achzehen emer wein, vier undt zwainzig emer pier, acht achtl schmalz, fleisch wochentlich ainundt zwainzig pfundt, für gewürz zehen taller zu 70 kr., järlich ain centh außgelassens inßlett, sechzig khieffl salz, ain mezen geneute prein, zwen mezen arbeß, ain mezen geneute gersten, zwaÿ gemeste schwein unnd freÿe behülzung, so ime zum hauß gefürt werden solle, unnd die freÿe wohnung zu Veldsperg, welches alles ime durch den verwalter daselbst pro rato seines verdienens solle richtig gemacht werden. Er solle auch aller herrn forderung, dienst, robat, traidt unnd weinzehet von allen seinen güettern, so er auf ir g(naden) grundt unnd poden hat unnd haben möcht (ausser der lanndtsteur unnd anderer landeßbewilligungen), so lang er in ir g(naden) diensten verbleibt, freÿ sein unnd wann er in des herrn g(naden) geschäfften unnd diensten zuverraisen hatt, sollen ime aus ir g(naden) stall gutschi oder reittroß, wie es die notturfft erfordert, zuegestellt unnd darauf die füetterei unnd billiche zerung auf in und ain diener passiert werden. Deßgleichen sollen ime alle notturfft zur schreibereÿ unnd seinen ambtssachen gehörig durch beruerten verwallter zu Veldsperg erkhaufft unnd geraicht werden.

Es behallten ir g(naden) auch ir bevor, dise instruction zu iren gefallen zu mindern, mehren unnd enndern, da auch ainen oder den anndern thaill lennger in solcher bestallung zu bleiben nit gemaint ist, solle die aufkhündung ain quattember zuvor beschehen, allß getreulich ohne geverde. Zu urkhundt sein dise bestallung zwo gleichlauttendt aufgricht unnd mit beeden thaill handtschrifften unnd pedtschafften verfertigt auch jedem aine zuegestellt worden. Beschehen zu Veldsperg ut supra.