Herrschaftsverwaltung

Forschungsstand

Für Böhmen und Mähren liegt bereits seit über 100 Jahren eine Edition von ländlichen Rechtsquellen (ähnlich wie in unserem Fall, nur unsystematisch und mehr mit rechtlichen als sozial- und wirtschaftshistorischem Fokus) von dem Rechtshistoriker Josef Kalousek vor. Außerdem wurden seither zahlreiche Spezialuntersuchungen von tschechischen Historiker/innen publiziert. Einen wesentlichen Beitrag hierzulande leisteten Helmuth Feig, Thomas Winkelbauer sowie Herbert Knittler mit ihren Studien zum Thema adelige Grundherrschaft und den Herrschaftsbeamten in Niederösterreich. „Vorbild“ für diese Edition ist die umfangreiche Edition der normativen Quellen des Fürsten Gundaker von Liechtenstein von Thomas Winkelbauer. Daran anknüpfend, versteht sich das genannte Forschungsprojekt als Beitrag zur Erforschung der grundherrlichen Verwaltung, bei dem es auch darum geht, das komplexe Verhältnis zwischen Grundherrn, Herrschaftsbeamten und Untertanen innerhalb des frühneuzeitlichen Systems der Grundherrschaft besser zu verstehen.

Das „neue“ an dem Projekt ist die systematische Erfassung und vollständige Edition der Normtexte einer niederösterreichischen Grundherrschaft eines adeligen Grundherrn. Während es für Böhmen und Mähren bereits eine Forschungstradition auf dem Gebiet gibt, existieren für Österreich keine umfassenden Untersuchungen. Um den Wissensstand der grundherrlichen Verwaltung in Österreich ist es bislang schlecht bestellt.
Dieser Befund ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die grundherrschaftliche Verwaltung den umfangreichsten Teil der frühneuzeitlichen Verwaltung einnimmt.